Bereits während ihres Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg entwickelte Christa Lösel die Kunstfigur Wilhelmine, die stets mit roten Textilien agiert und sozial interveniert. Dieses performative Konzept, das sich am erweiterten Kunstbegriff der Sozialen Plastik von Joseph Beuys anlehnt, dient der Künstlerin zur Kommentierung gesellschaftlicher Verhältnisse und zum ebenso kreativen wie kritischen Eingriff in starre Systeme, die sie als entmenschlicht empfindet. In Wilhelmines künstlerische (Inter)Aktionen wird stets das Publikum eingebunden, so näht sie im Arbeitsamt Wünsche der Arbeitssuchenden in rote Brotbeutel, setzt zwei begabten Schülerinnen, deren Notenschnitt für die Realschule jedoch nicht genügte, ein Denkmal, oder fertigt im Tausch gegen selbst gemalte Bilder von PatientInnen einer Psychiatrischen Klinik rote Schonhüllen für deren Lieblingsgegenstände. Dieses seit Jahrzehnten beharrlich verfolgte künstlerische Bemühen um eine bessere Welt und Christa Lösels bzw. Wilhelmines Versuch, gesellschaftlichen Außenseitern Aufmerksamkeit und Stimme zu geben, wird in der Publikation eingehend gewürdigt.
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